23. Februar 2018

Die Ostseetriologie - Patricia Koelle

★★★★★
Fischer jeweils 9,99€
Das Meer in deinem Namen, 544 Seiten
Das Licht in deiner Stimme, 576 Seiten
Der Horizont in deinen Augen, 608 Seiten



Salz in den Haaren, Lagerfeuer am Strand, laue Sommernächte und ein Wind der Geschichten erzählt. Die kalten Monate des Jahres wecken in uns die Sehnsucht nach Sommer, die Sehnsucht nach Meer.
Ein Glück gibt es die Möglichkeit sich aus jedem kalten Moment in warme Augustnächte zu träumen, an Orte, an denen das Leben ein anderes zu sein scheint.
 Ich ging einen 1728 seitigen Weg, aus engen abgasverdreckten Hochhausschluchten, hinein in ein Dorf, indem ich mich inzwischen fast wie zu Hause fühle. 
 
 

Mit der Ostsee Trilogie zog mich Patricia Koelle in ihren Bann. 

Als ich mir den ersten Teil dieser Reihe anschaffte, wusste ich noch nicht, dass er überhaupt zu einer solchen gehörte. Hätte ich es gewusst, wäre er sicherlich niemals auch nur in die Nähe meines Bücherregals gekommen. Triologien hatten mich bis dahin wirklich abgeschreckt.
Als ich jedoch feststellte, dass es sich um eine Trilogie handle, war es bereits zu spät.  
Ich hatte mich verliebt.  
In das Land, das Meer, in die so besonderen und liebenswerten Charaktere, ja sogar in Sanddornmarmelade, obwohl ich diese noch nie gegessen habe. Die Autorin schafft es eine so ausführlich detaillierte Geschichte zu erschreiben, in die man sich ganz unweigerlich sofort mit eingebunden fühlt.  


Worum geht es in den Büchern? 
Da ich hier auf die schnelle keine Story von fast2000 Seiten erzählen kann, mal eher allgemein..
Es geht um das Meer. Aber viel mehr, als um dessen Wasser, Salz und Wellen. Es geht um die Menschen, die sich mit ihm verbunden fühlen und seine unbeschreibliche Kraft, die über Generationen hinweg wirken kann. Es kann auseinandertreiben aber auch zusammenführen und es birgt viel mehr Geheimnisse, als man sich vorstellen kann. 
Das wird auch allen klar, die nach Ahrenshoop kommen, in das kleine Dorf an der Ostsee, wo sich die Vergangenheit in Pfützen spiegelt und geheime Geschichten ruhen, die Leben komplett verändern können.  Eine zerrissene Familie entdeckt ihre Wurzeln und erkennt, was in dieser Welt wirklich vergänglich ist und was nicht. 


Wie ließ es sich lesen? 
Die Bücher ließen sich tatsächlich verschlingen! Ein wundervoller Schreibstil vereint mit angemessen langen Kapiteln und einer abwechslungsreichen Mischung aus Rückblicken und Ereignissen in der Gegenwart. Was bei Reihen dergleichen wohl auch immer noch wichtig anzumerken ist, die Handlung wurde an keiner Stelle unnötig oder verzweifelt in die Länge gezogen unter dem Motto: Hauptsache drei Bücher voll bekommen. Koelle ließ sich immer wieder neue interessante Wendungen und Untergeschichten einfallen, die spannend, überraschend und äußerst kreativ waren. An einigen Stellen wird jedoch ganz schön Seemannsgarn gesponnen und es wird hier und da sehr mystisch. Eigentlich stehe ich so etwas eher skeptisch gegenüber, aber man muss sich einfach darauf einlassen und dann wird es richtig schön. 


Und sonst noch? 
Die Autorin packte in ihre Bücher ein besonderes Schmankerl hinein, das mich immer wieder zum lächeln brachte und ich so tatsächlich vorher auch noch nirgends gesehen hatte. 
An Kapitelenden ist immer wieder Mal ein Rezept zu finden. Aber nicht ein Rezept von irgendwas, sondern von genau den Speisen oder Getränken, die in dem dazugehörigen Kapitel zubereitet wurden. So kann man Jakobs falschen Fisch, den berühmten Seelensaft oder die Nussecken aus dem Cafe Namenlos einfach nachkochen und backen. Diese kleine Geste verstärkt den Gegenwartsbezug der Geschichte ungemein und lässt einen noch tiefer, in die Geschichte eintauchen, sogar geschmacklich.

Für mich persönlich spielte der Ostseebezug eine bedeutende Rolle. Mit dem Meer, dem kühlen Wind und den endlosen Stränden verbinde ich viele Erinnerungen, die sich immer wieder vor meinem geistigen Auge abspielten. Ob es nun der lange Steg war, der Wald, die Kirche oder der Strand, ich hatte stets eine genaue Vorstellung wie was aussah und reiste auf diese Weise durch die Bücher zurück in meine eigenen Erinnerungen an die Ostsee und den Norden.  



Mein Fazit: 
Vermutlich lässt sich meine Begeisterung aus den Beschreibungen herauslesen, aber ich möchte auch hier noch einmal betonen, wie ich diese drei Bücher genossen habe.  
Neben komplizierter Unilektüre lese ich gerne Bücher, die sich „einfach“ lesen lassen. Ich bin kein Fan von dramatischen Liebesgeschichten, spektakulären Verfolgungsjagten und düsteren Intrigen. Für mich muss eine Geschichte einfach schön sein.  Diese Erwartungen konnte Patricia Koelle voll und ganz erfüllen. Ein bisschen schade finde ich es tatsächlich, dass ich sie nun alle fertig gelesen habe.

Doch gibt es eine gute Nachricht: Bereits letztes Jahr im Mai erschien der Roman "Wenn die Wellen leuchten", der erste Teil von Koelles Nordsee Trilogie und so viel sei schon einmal gesagt: es war großartig! Dazu wird auch bald eine Rezension folgen!



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